Anti-Giftköder-Training

Es ist wohl eine der größten Ängste eines jeden Hundebesitzers: Ihr treuer Vierbeiner bleibt auf der Gassirunde leblos liegen, nachdem er eine gefundene „Beute“ arglos verschlungen hat. Vermehrte Meldungen über Vergiftungen und Attacken gegen Hunde verstärken die Ängste der Tierliebhaber. Sie können überall lauern und es ist schlichtweg unmöglich, Ihnen aus dem Weg zu gehen. Selbst wenn Sie Ihren Hund nur an der Leine laufen lassen, ist die Gefahr zu groß, dass er etwas vom Boden frisst, was Sie noch nicht einmal gesehen haben.

Was versteht man unter einem Giftköder?

Giftköder sind mutwillig von Hundehassern oder psychisch gestörten Leuten ausgelegte Köder, welche die Absicht haben, Hunde zu verletzen oder im schlimmsten Fall zu töten. Die Köder können dabei ganz unterschiedlich gestaltet sein. Sie können mit Scherben, Nadeln oder Rasierklingen gespickte Würstchen oder auch Leckerchen sein, denen beispielsweise Ratten- oder Schneckengift beigemengt ist. Neben den absichtlichen Giftködern gibt es aber auch genug andere Gefahrenquellen, die zwar nicht die Absicht haben den Hunden zu schaden, die aber aufgrund ihrer Giftwirkung eine Bedrohung darstellen. Dazu zählen zum Beispiel Rattengift, Pestizide oder ausgelegte Schneckenkörner.

Besonders der Wirkstoff Cumarin, welcher als Inhaltsstoff in Rattengiften zu finden ist, stellt ein großes Risiko für Hunde dar. Das Problem hierbei ist, dass sich die Wirkung erst einige Tage nach dem Verzehr zeigt. Eine Aufhebung der Blutgerinnung sorgt dafür, dass das Tier innerlich verblutet. Sofern nach der Aufnahme des Giftes nicht direkt ein Tierarzt aufgesucht wird, welcher dem Gift mit einer hohen Dosis Vitamin K entgegenwirkt, kann der Vierbeiner langsam und qualvoll sterben. Als Symtome für eine Cumarin-Vergiftung zeigen sich Erbrechen, Mattigkeit blutiger Durchfall und sehr helle Schleimhäute. Später können punktuelle Rötungen am Zahnfleisch auf innere Blutungen hinweisen.

Welche Hunde sind gefährdet?

Grundsätzlich stellen Giftköder für jede Hunderasse eine Gefahr dar. Der Instinkt eines jeden Hundes neigt dazu, auf „Beutejagd“ zu gehen. Sobald sie etwas Essbares gefunden haben, schlingen sie es regelrecht hinunter, ohne ausgiebig zu kauen. Insbesondere Welpen und junge Hunde sind durch ihre Neugier für Giftköder besonders gefährdet.

Damit Sie vor vermeintlichen Bedrohungen für Ihr Tier verschont bleiben, gibt es einige Tipps und Tricks, die Sie gemeinsam mit Ihrem Vierbeiner beachten können. Denn leider bleiben die vermeintlichen Täter in den meisten Fällen unentdeckt und unbestraft. Nutzen Sie ein Anti-Giftköder-Training um ein gutes Gefühl zu gewinnen und mit Ihrem Vierbeiner sorgloser spazieren gehen können.

Wir haben einige Tipps und Tricks für Sie aufgeführt, damit Sie die Gefahr für Ihren Hund so gering wie möglich halten können:

1) Reaktion auf den Rückruf trainieren

Es ist wichtig, dass ihr Hund auch in Momenten, in denen er stark abgelenkt ist, wie beispielsweise beim intensiven Spiel, auf Ihren Rückruf reagiert und zu Ihnen zurückkehrt. Benutzen Sie dabei stets dasselbe Wort, agieren Sie zusätzlich mit Händeklatschen und Ihrer Stimme und üben Sie zunächst mit Belohnungen wie kleinen Leckerlies, die Sie in der Tasche mit sich tragen. Auch das Führen an der Leine kann Ihr Tier anfangs auch unter Gegenwehr zurückholen und so trainieren.

2) Fressen nur nach Freigabe

Trainieren Sie Ihrem Hund von Anfang an das Fressen nach Freigabe an. Hierbei bereiten Sie das Futter für ihn vor und hören augenblicklich damit auf, wenn er anfängt zu drängeln. Geben Sie es ihm, wenn Ihr Hund ruhig bleibt und auf Ihr Kommando wie „Friss“ oder „Nimm“ wartet. Anschließend wird diese Freigabe von Fressen auch im Freien trainiert.

3) Verwendung eines Tabuwortes

Schon im Welpenalter ist es wichtig, dass die Hunde durch gewisse Worte oder Aktionen verstehen, dass sie manche Dinge nicht tun dürfen. Es müssen ganz klare Grenzen gezogen werden, damit ihr Vierbeiner auch weiterhin auf Sie hört. Das Zerfetzen von Tapete oder die überschwängliche Begrüßung von Freunden können Anlässe für die Verwendung des Tabuwortes sein. Dies kann besipielsweise ein kurzes „Schluss“ oder „Aus“ sein. Es ist außerdem wichtig, Ihrem Hund anzutrainieren, dass er auf Kommando etwas wieder ausspuckt. Sobald er ein Leckerli in der Schnauze hat, geben Sie blitzschnell ein Abbruchkommando wie „Igitt“ oder „Pfui“ und nehmen es ihm aus der Schnauze. Zunächst ist es für Ihr Tier etwas verwirrend, aber nach einiger Zeit wird er das Leckerchen von allein wieder ausspucken, wenn Sie ein vereinbartes Tabuwort verwenden.

4) Beschäftigung beim Gassi-gehen

Es kann sein, dass Ihr Hund aus lauter Langeweile auf die Suche nach Beute auf dem Boden geht. Lenken Sie ihn durch Spiele wie Apportieren oder Suchspiele ab und bringen ihn so auf andere Gedanken.

5) Fressen vom Boden muss freigegeben werden

Ihr Hund kann nicht differenzieren, ob es sich um einen Giftköder handelt oder ob es tatsächlich ausgelegte Leckerlies sind. Trainieren Sie ihn generell dahin, dass er erst durch Ihre Freigabe etwas Gefundenes vom Boden essen darf. Apport- und Suchspiele sollten also von nun an immer erst mit einem Kommando wie „Such“ oder „Bring“ gestartet werden. Falls Ihr Vierbeiner doch mal etwas ohne Aufforderung von alleine aufhebt, benutzen Sie sofort Ihr vereinbartes Tabuwort, damit er es wieder ausspuckt.

6) Gutes Fressen gibt es nur beim Herrchen

Durch intensives Training mit Konsequenz und Ausdauer, wird Ihnen Ihr Hund früher oder später glauben, dass es nur bei bzw. von Ihnen das beste Futter und die meiste Aufmerksamkeit gibt.

Allgemeine Zusatztipps zur Vermeidung von Giftködern:

1) Giftköder-Alarm-App

Verwenden Sie Apps wie zum Beispiel „Dog Guard“ oder „Giftköderradar“ um Giftköder in der Umgebung zu erkennen bzw. zu melden.

2) Notfallnummern

Haben Sie Notfallnummern von Tierärzten bzw. Tierkliniken in der Nähe bei der Gassirunde immer griffbereit, speichern Sie diese sofort auffindbar in Ihrem Mobiltelefon ab.

3) Informationen aus dem Internet

Informieren Sie sich im Netz und bei der örtlichen Gemeinde über den Einsatz von großflächigen Pestiziden und Düngemitteln für Wälder, Wiesen und Felder und meiden Sie diese Umgebungen bei dem Gang ins Freie.

Das Wichtigste ist, dass das Anti-Giftköder-Training ernsthaft, konsequent und ohne Bestrafung durchgezogen wird. Es hat wenig Hoffnung auf Erfolg, wenn Sie nicht stetig mit Ihrem Hund weiter trainieren. Er freut sich, wenn er von Ihnen Aufmerksamkeit bekommt und mit Ihnen gemeinsam Zeit verbringen kann.